ÜBER UNS
Kathrin Horsch arbeitet als freischaffende Künstlerin.
Nach einer Ausbildung zur Keramikerin studierte sie von 1999-2005 Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Seit 2005 ist sie in zahlreichen Projekten und Ausstellungen vertreten.
Durch zunehmenden Kontakt mit älteren Menschen aus einer ihrer freiberuflichen Tätigkeit in der Grabsteingestaltung hat sie 2015 die Weiterbildung zur Kunstbegleiterin für Menschen im Alter und mit Demenz für sich entdeckt.
Seit Abschluss der Weiterbildung begleitet sie Menschen mit Demenz in künstlerischen Prozessen, sowohl in Senioren-einrichtungen als auch privat zu Hause.
Claudia Hinsch arbeitet als freischaffende Künstlerin.
Seit ihrem Kunststudium an der HfK Bremen und der Kunstakademie Düsseldorf ist sie mit Skulpturen und Installationen auf zahlreichen Ausstellungen vertreten.
Seit 2011 leitet sie Kunstprojekte an Schulen im Raum Hamburg.
Mit einer Fortbildung (2015) am ISER-Institut in Hamburg hat sie sich zur „Kunstbegleiterin für Menschen im Alter und mit Demenz“ weiterqualifiziert.
Seitdem begleitet Claudia Hinsch künstlerisch Gruppen und Einzelpersonen sowohl in Senioren- und Tagespflegeeinrichtungen als auch in Wohn-Pflege-Einrichtungen für Menschen mit Demenz.
"IM GESPRÄCH"
Wie kamst du dazu, mit Menschen mit Demenz zu arbeiten?
Ausschlaggebend für ein zunehmendes Interesse am Alter war meine freiberufliche 4-jährige Tätigkeit in einem Steinmetzbetrieb, in welchem Grabsteine gefertigt werden. Neben der handwerklichen Umsetzung der Inschriften in den Stein, war der sehr persönliche Kontakt im Beratungsgespräch mit vorwiegend älteren Menschen ein ebenso wichtiger Teil. Die zum Teil sehr privaten Gespräche waren für mich ein erster Anstoß, mich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dem Menschsein, dem Alter und dem Abschiednehmen, eben auch mit der Demenz.
Die Frage kam auf, was ich als Künstlerin damit machen kann. Dabei habe ich die Weiterbildung zur Kunstbegleiterin für Menschen im Alter und mit Demenz für mich entdeckt.
Was interessiert dich an der künstlerischen Begleitung für Menschen mit Demenz?
Meine erste Begegnung war mit einem Herrn im fortgeschrittenen Stadium der Demenz, den ich über einen längeren Zeitraum in einer Senioreneinrichtung künstlerisch einzelbegleitet habe. Diese Zeit war für mich menschlich sehr inspirierend. Die Bedeutung des Denkens, auf welchen Ebenen Erinnern stattfinden kann und dass alles aus der situativen Wahrnehmung heraus geschieht.
Genau das finde ich in der Arbeit mit Menschen mit Demenz spannend, dass alles, was passiert, jetzt passiert, und bei der nächsten Begegnung wieder ganz anders sein kann. Jede Begegnung ist wieder eine Neue und setzt immer wieder ein neues Schauen voraus.
Durch zunehmende künstlerische Einzel- und Gruppenbegleitungen der Menschen mit Demenz habe ich mehr und mehr die Parallelen zur eigenen künstlerischen Herangehensweise gesehen. Eine aus der Wahrnehmung heraus spielerische Experimentierfreudigkeit, ohne zu Wissen, wohin etwas führt. Um einen Anfang zu finden, genügt etwas Kleines. Es ist ein Herantasten bis zu dem Punkt, an dem man ein Werk für stimmig und fertig erklärt, welche Zeit auch immer es braucht. Richtig oder falsch gibt es dabei nicht.
Diese Zusammentreffen empfinde ich immer wieder als Bereicherung, eine Intensität in einem angehaltenen Zeitempfinden.
Worin siehst du die künstlerische Begleitung?
Ich denke, in erster Linie geht es darum, einen Freiraum zu schaffen, der die Möglichkeit zum künstlerischen Experimentieren öffnet und der gleichzeitig auch ein Ort ist, an dem alles so sein kann, wie es ist.
Dies kann im spielerischen Umgang mit unterschiedlichsten Materialien stattfinden, genau so aber auch alleine in der Beobachtung und Wahrnehmung, wie etwas gerade ist. Es ist immer ein Schauen, Entdeckungen machen, Zufälle zulassen und sich Schritt für Schritt darauf einlassen, was passiert.
Dabei ist weniger ein künstlerisch ästhetisches Produkt als Ergebnis von Bedeutung, sondern vielmehr das Dazwischen oder das, was sich im Prozess und im Miteinander ereignet.
Ein Anfang entsteht oft aus jedem selbst heraus und manchmal macht man sich gemeinsam auf die Suche.
Du bist doch Künstlerin, wie bist du denn dazu gekommen künstlerisch mit Demenz erkrankten Menschen zu arbeiten?
Ich arbeitete ja schon seit einigen Jahren künstlerisch mit Kindern, überwiegend an Schulen. Eine Freundin erzählte mir von Museumsführungen für Menschen mit Demenz. Das hat mich interessiert. Ich fing an, mehr über dieses Thema erfahren zu wollen. Während meiner Recherche stieß ich auf eine Weiterbildungsmöglichkeit für KünsterInnen zur Kunstbegleiterin für Menschen im Alter und mit Demenz an der ISER, in der es um die praktische künstlerische Arbeit geht. Das hat mich gleich angesprochen. Seit 2015 bin ich nun in verschiedenen Wohn-Pflege-Gemeinschaften und Pflegeeinrichtungen tätig. Ich empfinde das als guten Gegenpool zu meiner eigenen Arbeit und der Arbeit mit Kindern.
Was interessiert dich besonders an dieser Arbeit?
Das künstlerische Arbeiten mit Demenz erkrankten Menschen ist nicht ergebnisorientiert. Es geht eher darum, eine Atmosphäre zu schaffen, die Menschen ermutigt einfach anzufangen und sich mit dem Material ihrer Wahl zu beschäftigen. Für die meisten Menschen ist es erst einmal neu, zu malen oder Ton in den Händen zu halten. Gerade dadurch, dass das Kognitive eingeschränkt ist, ist das künstlerische Arbeiten ein sehr direkter Weg der Kommunikation.
Gibt es Verbindungen zu deiner eigenen künstlerischen Arbeit?
Da denke ich auch öfter drüber nach. Vielleicht liegt die Verbindung darin, dass ich meine Arbeit während des Prozesses so weit wie möglich offen halte und mich durch Material und Zufälle beeinflussen lasse. Ohne die konkrete Vorstellung zu haben, etwas Bestimmtes zu schaffen.